Unterthumeritz

Ortschronik Unterthumeritz
Urkundlich wurde Thumeritz das erste Mal 1242 erwähnt. Das Wort stammt aus dem Slawischen und bedeutet Waldbach. Es hat sich im Lauf der Jahrhunderte stark verändert. Vom ursprünglichen Tumbraz über Tumracz, Dumbritz, Thumritz, Nieder-Thumritz, Unter-Thumeritz, Unter-Thumeritz zum heutigen Unterthumeritz.

Thumeritz im Reiche der Sagen:
Vor vielen, vielen Jahren, als das Schloß noch stand (das übrigens bereits 1385 erwähnt wurde), lebte dort ein Graf mit seinen 3 Töchtern. diese waren sehr vergnügungssüchtig. Eines Sonntagmorgens gingen sie statt in die Kirche in den Wald, um sich dort zu vergnügen. Sie hörten bereits die Glocken von Chyrajapons, aber unsere 3 tanzten und tanzten. Die Wandlung wurde eingeläutet und immer wilder, immer toller wurde ihr Treiben. Auf einmal - aus heiterem Himmel - ein Donner, ein Blitz und die drei Grafentöchter versanken im Erdboden. Genau an dieser Stelle - auf der "Kohlstatt" oben- ist heute noch eine immer wassergefüllte Bodenvertiefung, de "Frau Tanzwies".

Eine weitere Sage berichtet ebenfalls von einem Grafen mit Töchtern. Diese wollten unbedingt einen Teich, damit sie eine Badegelegenheit hätten, also ließ der Graf einen anlegen. Damit die jungen Damen nicht in der prallen Sonne vom Schloß zum Teich gehen mußten, pflanzten sie Bäume. Das ist die heute unter Naturschutz stehende Lindenallee an der Straße nach Sieghartsreith.

Die Blüte von Unter-Thumeritz
Sie war vor dem 1.Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit. Es gab 2 Wirtshäuser (jedes mit einer Kegelbahn), 2 Greißler, 2 Wagner, je 1 Schmied, Schuster, Viehhändler, Tischler, Schneider, Sattler, Korbflechte und - ganz ungewöhnlich für einen Ort - 3 Mühlen. Die Schällermühle, die Furtmühle (die heutige Kranzlmühle) und die Reismühle.

Unterthumeritz und seine Bodenschätze:
Neben der Kalkbrennerei hatten die Steinbrüche eine große Bedeutung. Der wichtigste befand sich gleich neben der Straße nach Sieghartsreith-Schirmannsreith. Er wurde von der Firma Sommer & Weniger betrieben, einem Steinmetzbetrieb, der seinen Sitz beim Zentralfriedhof in Wien hatte. Die hier seit 1884/85 aus dem Fels gebrochenen Steine wurden an Ort und stelle geschliffen und poliert und dann in den Werkstätten in Hötzelsdorf und Wien weiterverarbeitet. 25 bis 30 Arbeiter waren zeitweilig in diesem Betrieb beschäftigt. Der "Thumeritzer Marmor" erlangte einige Bedeutung, da die Produkte der Firma nicht nur auf den Wiener Friedhöfen, sondern bis nach Ungarn, Bulgarien, Rumänien, ja sogar in die Türkei verkauft wurden. Erzeugt wurden Grabdenkmale, Sockel- und Wandverkleidungen, Portale, Monumente, Stiegenstufen, etc. Nach dem ersten Weltkrieg konnte nur mehr ein Fünftel der Arbeiter beschäftigt werden, da es kaum noch Auslandsaufträge gab. Der Marmor wurde auch noch durch einen zweiten Steinmetzbetrieb, der Firma Rudolf Nejedly, genutzt. Der dazugehörende Steinbruch befand sich nördlich des Ortes, in Richtung Phyrahof. In den Jahren 1934 - 39 wurden hier Werk- und Dekorsteine erzeugt. Sein Nachfolger Wilhelm Nejedly betätigte sich noch bis 1965 als Betonstein- und Terrazzohersteller. ein bekanntes Produkt des Betriebes waren die aus Marmor herausgearbeiteten Waschrumpeln, wahrscheinlich die schönsten, die im Waldviertel erzeugt wurden.

Der legendäre Räuberhauptmann Grasl hielt sich oft in Unterthumeritz auf. Er hatte hier eine Freundin, die Muthsam Fanzlin, die er immer wieder besuchte und die ihn des öfteren auch versteckte. Am 12.November 1812 beging er an der Bäuerin Katharina Rieger einen besonders brutalen Raubüberfall. Im Todesurteil gegen Grasl und seinen zwei Hauptkomplizen sind Unterthumeritz und 5 weiter Ortschaften angeführt, Thumeritz wird als einziger dreimal erwähnt.

In den Jahren 1916 - 21 herrschte in ganz Österreich ein akuter Kleingeldmangel. Die Münzen wurden gesammelt, geschmolzen und das Metall für die Waffenproduktion verwendet. Um diesem Übel abzuhelfen, gaben Städte und große Gemeinden ein eigens Papiergeld, das sogenannte Notgeld, heraus. Unser Thumeritz hatte natürlich auch sein eigenes Geld. Es waren Scheine zu 20 Heller.

In der Siedlung Phyrahof fanden Aussiedler aus dem Raum Döllersheim eine neue Heimat.

Die Katastralgemeinde Unterthumeritz hat eine Fläche von 524 ha.